Die Global Player der deutschen Wirtschaft sind alle in Brasilien aktiv. Russau geht der Frage nach, wie sie es mit Menschenrechten und Umwelt halten und welche unrühmliche Rolle deutsche Politik und Konzerne während der Militärdiktatur in Brasilien spielten
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Abstauben in Brasilien
24/10/2016
por
Christian Russau

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Brasilien ist für Deutschland eines der zentralen Partnerländer. São Paulo ist die Stadt mit der weltweit größten deutschen Industriekonzentration außerhalb der Bundesrepublik. Automobilhersteller und ganze Zuliefererketten haben sich dort angesiedelt, ebenso wie Chemie- und Technologieunternehmen, metallverarbeitende Industrie sowie Banken, Versicherer und Rückversicherer.

Nachrichtenpool Lateinamerika bespricht im Podcast das Buch «Abstauben In Brasilien» von Christian Russau. Darin nimmt der Autor die Geschäfte deutscher Firmen in Brasilien kritisch unter die Lupe. Vor allem VW hat mit der Militärdiktatur in den 1970er Jahren eng zusammengearbeitet.

Wegen der ausgeprägten Verbundenheit zwischen Brasilien und Deutschland stehen deutsche Konzerne stärker unter dem kritischen Blick zivilgesellschaftlicher Organisationen als Konzerne aus anderen Ländern. Das hat dazu geführt, dass die deutschen Konzerne darauf bedacht sind, ihr Image in der Öffentlichkeit als von »Nachhaltigkeit«, »Umweltschutz«, »sozialer Verantwortung« und »Entwicklungsförderung« geprägt darzustellen.

Doch durch zivilgesellschaftliches Monitoring werden immer wieder Skandale aufgedeckt. Das ThyssenKrupp-Stahlwerk in Rio de Janeiro, das seinen Staub auf die benachbarten Häuser regnen lässt, oder die Verstrickung von VW in die brasilianische Militärdiktatur. Wenn die Investitionen oder die Beteiligung deutscher Konzerne in Konflikt mit Menschen- und Umweltrechten geraten, treten AktivistInnen in Brasilien und Deutschland auf den Plan.

Mit Informationskampagnen klären sie über die Machenschaften der Konzerne auf oder tragen die Kritik direkt in die jährlich stattfindenden Hauptversammlungen der deutschen Konzerne. Das kann ein Umdenken bewirken, meist reicht der Druck aber nicht, das Agieren der Konzerne zu behindern oder sie rechtlich haftbar zu machen.

In diesem in Kooperation mit VSA: Verlag und medico international veröffentlichten Buch wird die Geschichte von Menschen in Brasilien erzählt, deren Existenz auch durch das Profitstreben der deutschen Konzerne bedroht ist – und welche Formen des Widerstands es gegen die Konzernmacht gab und gibt.

vsa_russau-christian_abstauben-in-brasilien-pdfDer Autor stellte sein soeben erschienenes Buch, das gemeinsam von der Rosa-Luxemburg-Stiftung und medico international herausgegeben wird, am RLS-Stand auf der Frankfurter Buchmesse zur Diskussion.

Seine zentrale These lautet: Die Global Player der deutschen Wirtschaft sind alle in Brasilien aktiv. Christian Russau geht der Frage nach, wie sie es mit Menschenrechten und Umwelt halten und welche unrühmliche Rolle deutsche Politik und Konzerne während der Militärdiktatur in Brasilien spielten. Schon früh in den deutsch-brasilianischen Beziehungen offenbarte sich das geschickte Doppelgespann von Wirtschaftshandeln und Politik.

 

Christian Russau
Abstauben in Brasilien

Deutsche Konzerne im Zwielicht
Eine Veröffentlichung der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Kooperation mit medico international
VSA Verlag, Hamburg 2016, 240 Seiten, EUR 16,80
ISBN 978-3-89965-721-0

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