Elisangela Soldatelli koordiniert seit 2013 die Projekte im spanischsprachigen Teil des Cono Sur (Argentinien, Chile, Uruguay und Paraguay) vom Büro in São Paulo aus. Zur Zeit baut sie ein Verbindungsbüro in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires auf. Dieses ist dem Regionalbüro der Rosa-Luxemburg-Stiftung in São Paulo angegliedert und wird Ende 2015 eröffnet.
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«Ein eigenes Profil entwickeln»
02/02/2015
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Ein Gespräch mit Elisangela Soldatelli, zukünfitge Leiterin des RLS-Verbindungsbüros in Argentinien.

Elisangela Soldatelli koordiniert seit 2013 die Projekte im spanischsprachigen Teil des Cono Sur (Argentinien, Chile, Uruguay und Paraguay) vom Büro in São Paulo aus. Zur Zeit baut sie ein Verbindungsbüro in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires auf. Dieses ist dem Regionalbüro der Rosa-Luxemburg-Stiftung in São Paulo angegliedert und wird Ende 2015 eröffnet.

Frau Soldatelli hat sich im Oktober 2014 eine Woche in Berlin aufgehalten, um Stiftung und Partei in Berlin kennenzulernen. Verona Wunderlich, Projektmanagerin Lateinamerika, führte im November 2014 mit ihr ein Interview.

Elisangela-Soldatelli

Es gibt ja bereits drei Regionalbüros der Stiftung in Lateinamerika, in Ecuadors Hauptstadt Quito, in Mexiko-Stadt und in Brasiliens Metropole São Paulo. Warum wird jetzt noch ein weiteres Büro in Argentinien gegründet?

Das hat der Vorstand bereits 2012 beschlossen. Vor allem wollen wir mit dem neuen Büro die Arbeit der Organisationen stärken, mit denen die Stiftung in Argentinien zusammen arbeitet. Wenn wir vor Ort sind, können wir im zweitwichtigsten Land Südamerikas ein eigenes Profil entwickeln.

Mit Buenos Aires wird hierzulande meist als erstes der Tango verbunden. Eine bewegte Zeit steht auch dir und euch bevor bei dem Aufbau des Büros. Was sind die wesentlichen Themen, die ihr vom Büro aus bearbeiten wollt?

Die wesentlichen Themen, die wir in den nächsten Jahren bearbeiten wollen, sind direkt mit unserem neuen Regionalprogramm ‘Buen Vivir in Brasilien und dem Cono Sur: Menschenrechte und sozial-ökologische Transformation’ verbunden.

Wir unterstützen zum Beispiel Gemeinschaften, die von Megaprojekten betroffen sind, insbesondere von Bergbau- und Erdöl-Projekten. Insgesamt hat Argentinien eine reiche Landschaft an sozialen Organisationen, Gewerkschaften und Intellektuellen, mit denen wir schon lange an Prozessen der politischen Bildung und anderen Aktivitäten arbeiten.

Wo siehst du Anknüpfungspunkte für die Arbeit in Deutschland?

Da gibt es viele Themen. Zum Beispiel arbeiten Linke an der Gründung eines internationalen Tribunals zur Schlichtung der Auslandsschulden. Die deutsche Regierung  hingegen treibt diese Schulden mit aller Härte ein. Anknüpfungspunkte sehe ich auch in wirtschaftlichen Themen wie Protektionismus und Neoliberalismus. Oder beim Thema der Verflechtungen beider deutscher Staaten mit der Militärdiktatur in Argentinien (1976-1983).

Wenn nicht mit Tango, dann wurde Argentinien in den letzten Monaten mit Pleite und Staatsbankrott in Verbindung gebracht. Da war von angeblich dramatischen Folgen für die Menschen die Rede, oder es wurden düstere Zeiten wie in den Jahren 2001/2002 vorausgesagt. Was ist da dran und inwiefern wird diese Situation die Arbeit der Stiftung vor Ort beeinflussen?

Es ist unmöglich, die politische und wirtschaftliche Situation Argentiniens in drei Sätzen zu analysieren. Aber sie kann meiner Meinung nach nicht mit der wirtschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Krise Anfang des Jahrhunderts verglichen werden. 2014 begann mit einer starken Entwertung des argentinischen Peso, was sich bis heute auswirkt. Momentan ist die Wechselkurssituation unvorhersehbar, so dass wir versuchen müssen, uns an diese Bedingungen irgendwie anzupassen.

Du begeisterst dich auch für Fußball. Ganz vergessen ist für uns nicht der Auftritt der deutschen Nationalmannschaft nach dem Sieg über Argentinien mit dem ‚Gaucho-Tanz‘. Wie wurde dies in Argentinien aufgenommen oder hältst du die Reaktionen bei uns eher für ein Schauspiel von übertriebener Political Correctness in Deutschland?

Ich fand diesen ‘Gaucho-Tanz’ des deutschen Teams nicht toll, allerdings hatte ich mich über ihren Tanz zu Ehren der Indigenen in Brasilien nach ihrem Sieg gefreut. Klar kam die Aktion in Berlin in Argentinien nicht gut an und es gab dazu jede Menge negative Reaktionen. Aber ich glaube, dass die Argentinier auch nicht gerade großzügig gewesen wären, wenn sie die WM gewonnen hätten, das ist halt Fußball…

Wir wünschen alles Gute für den Aufbau des Büros!